Retrodant.blogspot.com - die 70er - 90er Jahre im Rückblick

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Dienstag, 1. September 2015

Little Computer People oder mein C64 lebt.

Little Computer People – Ein Meilenstein in der Geschichte der Computerspiele.

1985 war ein entscheidendes Jahr in der Geschichte der Computerspiele, da damals ein völlig neues Genre entwickelt wurde, welches sich bis heute in Form von Sims und Konsorten großer Beliebtheit erfreut. Das erste tatsächlich sozial interaktive Spiel war Little Computer People, welches von David Crane programmiert und von Activision veröffentlicht wurde. Neben der nachfolgend behandelten C64 Version erschien da 8 – Bit Tamagotschi für fast alle damals populären Heimcomputersysteme.


Little Computer People – Das Spielprinzip heißt leben.

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Im herkömmlichen Sinne ist Little Computer People kein Spiel. Hier gibt es keine Gegner zu vernichten, Rätsel zu lösen oder ähnliches. Der Benutzer muss sich bei dem Programm um ein kleines Männchen kümmern, welches ein Haus bewohnt.
Dieses ist auf dem Bildschirm zweidimensional im Querschnitt zu sehen und erinnert in seiner Darstellung an ein virtuelles Puppenhaus. Wie im wirklichen Leben gibt es hier mehrere funktional unterschiedliche Wohnbereiche (Küche, Bad, Wohnzimmer etc.).
Die Steuerung erfolgt sowohl per Joystick als auch per Tastatur. Um das Wohlbefinden des kleinen Männchens zu gewährleisten, sind viele Dinge zu beachten. Selbstverständlich braucht es regelmäßige und ausreichende Nahrung. Und natürlich auch Streicheleinheiten. Soziale Isolation führt zu Depressionen. So auch bei dem kleinen Männchen, was hier an herunterhängenden Mundwinkeln zu erkennen ist. In diesem Fall empfiehlt es sich, mit ihm eine Partie Karten zu spielen. Natürlich kann man ihn auch beispielsweise darum bitten, etwas am Piano vorzuspielen.
Oder vielleicht doch lieber etwas Selbstobjektivierung ? Kein Problem – mit dem Kommando „Please write a letter to me“ macht sich der kleine Hausbewohner sofort an das Werk und bringt seine momentanen Gefühle per Schreibmaschine zu Papier.
Die Möglichkeiten, mit dem Männchen zu interagieren sind riesig und würden den Rahmen dieses Artikels bei weitem sprengen. Selbstverständlich wurde bei Little Computer People auch an einen Zeitablauf gedacht. Zu Beginn des „Spieles“ wird der Benutzer um Eingabe von Datum und Urzeit gebeten. Bei jedem Neustart des Programmes wird dieser dann automatisch erhöht. Es ist daher nicht notwendig, den C64 samt Little Computer People in Dauerbetrieb zu lassen.
Kein Little Computer People gleicht dem anderen. Zu Beginn des Spieles werden per Zufallsgenerator Charaktereigenschaften, Name, Kleiderstil , Haustier ja/nein und ähnliches festgelegt. Das Haustier ist hier allerdings in den meisten Fällen ein kleiner, sehr lieblich animierter Hund.

Little Computer People – Seine grafische Darstellung.



Die grafische Darstellung des Spieles ist als sehr gelungen zu bezeichnen. Alle Funktionsbereiche des Hauses sind sehr gut als solche zu erkennen und weisen beim näheren Hinsehen eine Menge Details auf. Eine Augenweide natürlich die Animation der Spielfigur. Wen er starken Hunger verspürt, wird er beispielsweise speigrün im Gesicht. Oder seine Darstellung, wenn er schlecht gelaunt ist !! Einfach göttlich !!

Little Computer People – Auf dem PC.


Wer das Spiel einmal auf seinem PC begutachten möchte, sei auf folgendes Video verwiesen:http://www.youtube.com/watch?v=d8JaHD16lPI. Hier könnt ihr während einigen Minuten einem eher schlecht gelaunten Little Computer People bei seinem Leben zusehen.
Natürlich gibt es auch die Möglichkeit, den Genre – Klassiker kostenlos per Emulator direkt auf dem PC Monitor zu spielen : http://www.lemon64.com/?game_id=1525 .

Little Computer People – Zusammenfassende Würdigug.


Little Computer People bekommt 5 von 5 möglichen Punkte. Der Programmierer David Crane bewies vor 28 Jahren (!) großen Mut, als er eine Simulation erschuf, welche sich von den damals -wir bewegen uns in den Tagen von Frogger, Space Invaders und Konsorten- wie teilweise auch heute üblichen eindimensionalen Spielen geradezu epochal unterschied und das Element der sozialen Interaktivität gekonnt als Stilelement in die Computerspiele einführte.
Gekonnt, da das Ganze damals wie heute großen Spaß macht. Es ist göttlich, das Männchen in Abhängigkeit der getätigten Befehle zu beobachten ! Man kann sich nie gänzlich sicher sein, zu welchem Ergebnis ein Kommando tatsächlich führt. Die Zukunft ist bei diesem Programm immer auch von den in der Vergangenheit getätigten Entscheidungen abhängig. Immer führen mehrere Wege zum Ziel – das Programm enthält mehr künstliche Intelligenz als viele moderne Vertreter des Genres !
Jeder, welche Sims und Co.in irgeiner Form für innovativ hält, sollte sich diesen Klassiker einmal ansehen. Und dürfte danach feststellen, das die grundsätzlichen Komponenten vor bereits fast 30 Jahren aus buchstabiert wurden.