Retrodant.blogspot.com - die 70er - 90er Jahre im Rückblick

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Mittwoch, 30. März 2016

C64 All Stars Vol.13 : Von Breakout zu Arkanoid oder Retro in den 80er Jahren.




Pong : Spielhalle, Gottschalk und Telespiele.

Die Frühgeschichte der Computerspiele ist zweifelsohne mit den Titeln Pong und Breakout auf das engste verknüpft.
Pong von dem Hersteller Atari entwickelt eroberte bereits in grauer Vorzeit – wir schreiben das Jahr 1972 - recht erfolgreich die damaligen Spielhallen. Zwei Spieler konnten sich hier gleichzeitig in einer Art von virtuellem Tischtennis messen. Bezüglich der grafischen Darstellung des Automaten galt es damals vor allem Minimalismus zu bestaunen. Der Ball besteht aus einem simplen weißen Punkt, welcher sich auf einem lediglich 13 Zoll großen Monitor recht stupide hin- und her bewegt. Auch die eigentlichen Schläger sind grafisch nur angedeutet : jeder der beiden Spieler steuert einen senkrechten Strich , welcher sich mittels eines Drehknopfes – heute würde man die Steuerung wohl Paddle nennen – nach unten und oben verschieben lässt. Sobald es der Ball geschafft hat, am eigenen Schläger vorbeizukommen, erhält der Gegner einen Punkt.
Trotz oder gerade wegen seines recht einfach gehaltenen Spielprinzipes entwickelte sich der Pong Spielautomat für Atari in den 70er Jahren zu einem beachtlichen finanziellen Erfolg – insgesamt wurden weit über 8000 der Groschengräber verkauft. Hieran hatte zumindest im deutschsprachigen Raum der junge Thomas Gottschalk einen nicht ganz unwichtigen Anteil. Leser der Generation 50+ werden sich eventuell noch an dessen ab 1977 ausgestrahlte Sendung Telespiele erinnern, bei welcher die Zuschauer unter anderem per Lautstärke am Telefon einen Pong Schläger – je lauter das Gekreische, desto höher stieg der Schläger - steuern konnten. Wer derartiges Treiben einmal mit eigenen Augen verfolgen möchte, kann dies unter
https://www.youtube.com/watch?v=hyrUMvTgSgE jederzeit und wahrscheinlich mit einem gewissen Anflug von ungläubigem Staunen tun. Pong war damals in aller Munde und aus der öffentlichen Wahrnehmung kaum mehr wegzudenken. Kaum ein Kaufhaus ohne Pong Automat ; auf den Pausenhöfen unserer RAF geschüttelten Republik war der Atari Automat regelmäßiger und dauerhafter Gast in den Top 10 der knorken Gesprächsthemen.

Breakout : Spielhalle, Wozniak und gesparte Produktionskosten.

Mit Pong eroberten die Videospiele zum ersten Mal den Massenmarkt. Wenig verwunderlich, das Atari diesen Erfolg weiter ausbauen wollte und im Jahr 1976 eine Art Solospieler Pong auf den Spielautomaten Markt warf.
In diesem wohl jedem Videospiel interessierten wohlbekanntem Automaten namens Breakout – kaum ein noch so exotisches Computersystem ohne eigene Variante dieses All Time Klassikers - gilt es, mittels eines am unteren Bildschirmrand befindenden Schlägers den Ball so zu lenken, das dieser im oberen Bildschirm Drittel befindende Mauersteine trifft und hiermit zum Verschwinden bringt. Sind alle Mauersteine abgeräumt, geht es dann in den nächsten Spielabschnitt. Auch Breakout kam damals grafisch und spielerisch in sehr minimalistischen Gewand in die Spielhallen. Schläger, Ball und Mauersteine bestanden lediglich aus einer einfachsten Strichgrafik in schwarz weiß – die Illusion von Farbe wird dem Spieler mittels Overlay Folien lediglich vorgegaukelt . Sound Effekte oder gar musikalische Untermalung suchte man vergeblich. Wer sich ein Bild von der grafischen Präsentation des Freunden überteuerter Äpfel nicht ganz unbekannten Steve Wozniak entwickelten Automaten machen möchte, bitte : https://www.youtube.com/watch?v=hW7Sg5pXAok .
Da der Breakout Automat dank der Entwicklungskunst von Wozniak im Vergleich zu Pong mit einer deutlich geringeren Anzahl von Bauelementen – Chips, Schaltkreise und dergleichen waren damals noch richtig teuer - zu verwirklichen war, gelang es Atari , die Produktionskosten des Endproduktes deutlich zu minimieren. Breakout verkaufte sich trotz seiner spielerischen Bescheidenheit – motivierende Extras fehlten beispielsweise gänzlich - noch einmal besser als Pong; mehr als 15000 Automaten fanden in den 70er Jahren ihren Weg in Kneipen, Spielhallen oder Kaufhäuser.

80er Jahre : Heimcomputer erobern die heimische Lebenswelt.

Spätestens Anfang der 80er Jahre gerieten Pong, Breakout und Konsorten zunehmend in Vergessenheit. Heimcomputer Systeme wie der C64, Sinclair Spectrum oder Schneider CPC kolonisierten zunehmend die Kinder- und Wohnzimmer einer immer globaler agierenden Welt. Trotz deren aus heutiger Sicht putzig anmutenden grafischen Fähigkeiten – im Falle des C64 von Commodore beispielsweise konnten bestenfalls 16 Farben bei 320 x 200 Bildpunkten gleichzeitig dargestellt werden – waren die mit 8 Bit getakteten heimischen Rechenknechte den Spielautomaten der 70er Jahre technisch zumeist meilenweit überlegen. Selbst aus der Sicht von 1982 – Commodores Brotkasten erblickte das Licht der Sau Magen regierten Republik - erschien die grafisch triste und spielerisch eindimensionale Präsentation von Breakout und co als veraltetes Relikt einer abgeschlossenen Epoche.
Wer auf seinem Brotkasten komplexe Rollenspiele wie Ultima oder für damalige Verhältnisse realistische Ballereien wie Raid over Moscow spielen konnte, der musste eine Partie Breakout als unknorke Verschwendung von Lebenszeit betrachten ! Ähnliches galt für die damals noch sehr Arcade lastigen – reine Glücksspiele zumeist nur sehr begrenzt und in einem separat zugänglichen Nebenraum - Spielhallen. Auch hier wurden die Automaten technisch (Out Run etc) und spielerisch immer aufwändiger.

Arkanoid : Retro Tendenzen in der Spielhalle.

Bereits damals war die Entwicklung von Videospielen samt ihren verschiedenen Genres allerdings und logischerweise keine stetig voranschreitende Innovationsgeschichte und Neuerscheinungen setzten sich oftmals aus Variationen von altbekanntem zusammen.
Bereits Mitte der 80er Jahre war jedes Spiele Genre (Sport-, Rollen-, Ballerspiel etc) in seiner Entwicklung in Anbetracht der vorherrschenden technischen Restriktionen nämlich funktional weitgehend ausdifferenziert und abgeschlossen.
In einer derartigen Situation besinnt man sich gerne auf die oftmals als glorreich idealisierte Vergangenheit.
So damals auch die Firma Taito, welche sich an den bereits 10 Jahre zurückliegenden Erfolg des Atari Breakout Automaten erinnerte. Und 1986 tatsächlich den Mut besaß, mit Arkanoid eine aufgemotzte Breakout Variante in die Spielhallen zu bringen !
Mut ist in diesem Zusammenhang durchaus der passende Begriff, den anders als in unseren Tagen, wo Retro bei Videospielen seit Jahren schon zum hipen Hipster Lebensstil gehört und eigentlich längst im Pop kulturellen Mainstream angelangt ist, kam das bewusste Ausschlachten der Vergangenheit damals zumeist einem Offenbarungseid nahe. Die 80er Jahre waren in ihrer Entwicklungslogik primär auf Fortschritt und Neu(!)entwicklungen gebürstet - neue Spielideen braucht das Land. In der damaligen Fachpresse wurde dem Arkanoid Automaten folglich keine große Zukunft prognostiziert.

Wie man sich irren kann – Arkanoid entwickelte sich trotz oder gerade wegen seiner Besinnung auf die Vergangenheit im Jahr 1986 zu einem der wirtschaftlich erfolgreichsten Automaten.
Wenn man so möchte, hat Taito damals das Genre des Retro Spiels in das Leben gerufen. Das Vorgehen ist hierbei seit 30 Jahren ähnlich geblieben : man erinnert sich ein in der Vergangenheit erfolgreiches Spielprinzip und modifiziert es zeitgemäß.
Das grundsätzliche Breakout Spielprinzip blieb bei Arkanoid zwar weitgehend erhalten. Auch hier gilt es , mittels eines vorzüglich zu steuernden Paddels einen umher springenden Ball dazu zu bringen, farbige Steine aus einem Block zu schlagen. Allerdings in einer grafisch und spielerisch doch beachtlich aufgemotzten Art und Weise ! Die insgesamt 33 Spielabschnitte strotzen gerade zu vor Extras und grafisch liebevoller Präsentation. Mit einem 3D Schatten ausgestattet, wirken die Spielsteine fast, als ob sie über dem Bildschirm schweben würden. Die Hintergründe der Spielabschnitte sind mit farbigen und teilweise animierten Mustern versehen. Schläger und Ball sind bei Arkanoid klar und recht detailiert als solche erkennbar. Grafisch wahrlich kein Vergleich mit dem Atari Breakout von 1976 ! Und auch spielerisch hat sich einiges getan – zahlreiche Extras (7 an der Zahl) versüßen dem geneigten Spieler das Steine zerklopfen. Diese verbergen sich in Form von Buchstaben hinter den zu zerstörenden Spielsteinen und bringen durchaus etwas Taktik und Adrenalin in das Spielgeschehen. Nicht alle Extras bringen nämlich tatsächliche Verbesserungen mit sich; ein D spaltet beispielsweise den Ball in drei kleinere auf, welche sich mit irrwitziger Geschwindigkeit und nur schwer steuerbar über das Spielfeld bewegen.
Natürlich bietet der Arkanoid Automat auch einen 2 Spieler Modus; gespielt wird hier in abwechselnden Runden.

Arkanoid : auf dem C64.


Der wirtschaftliche Erfolg des Automaten schrie damals natürlich förmlich nach einer Umsetzung für die damals verbreiteten Heimcomputer Systeme. Diese ließ nicht lange auf sich warten und erfolgte im Fall des C64 1987 durch das Label Imagine.
Da ich das Spiel damals aus diversen Taschengeld verzehrenden Spielhallen Aufenthalten bereits kannte und trotz anfänglicher Skepsis – Asbach uralt - durchaus lieben gelernt – dieses Mal schaffe ich das Level - hatte, war ich natürlich gespannt, wie gekonnt der Automat den auf meinen Brotkasten umgesetzt wurde.
Aufgrund anderer Priorität Setzung meines Taschengeldes – ich sparte damals auf einen Amiga Computer – griff ich zum Testen des Spieles allerdings zu einer auf dem Schulhof umher gehenden Raubkopie. Zumindest aus damaliger Perspektive erschienen mir die 39,90 DM, welche das original Arkanoid Spiel auf Kassette – ja, Kassetten fungierten damals tatsächlich als Datenträger - kosten sollte, sowieso als deutlich zu teuer.

Arkanoid : auf dem C64 – Steuerung.

Obwohl damals Mäuse als Steuerungsinstrument für den Brotkasten bereits erhältlich waren, verfügte ich damals lediglich über einen Joystick – Competition Pro ; wer hätte anderes erwartet - zum Spiele steuern.
Ein kleines, aber nicht unwichtiges Detail. Obwohl bereits fast 30 Jahre her, erinnere ich mich noch recht genau daran, das die Arkanoid Umsetzung von Imagine mittels eines herkömmlichen Freudenknüppels gerade in den höheren Spielabschnitten nur sehr schwer und reichlich unpräzise steuerbar ist. Gerade in Situationen, wenn der Ball bereits recht schnell geworden ist, reagierte der Schläger fast immer den berühmten Tick zu spät. Mitunter fast unspielbar ! Sehr frustrierend, wenn man die sehr präzise Rotations Steuerung des Automaten als Vergleich nimmt.
Eine Steuerung per Tastatur ist bei Arkanoid auf dem C64 zwar gleichfalls möglich. Diese brachte aber ein ähnlich unbefriedigendes Steuerungserlebnis – viel zu langsam - als mit dem Joystick.
Ich wollte 1987 Arkanoid bereits in meiner Disketten Box verstauben lassen, als ich bei einem wohlhabenden Bonzen Freund aus gutem Haus und entsprechend ausgestattetem Hardware Park das Vergnügen hatte, den Breakout Clone per Paddle (wer sich über dieses Eingabegerät informieren möchte, bitte : https://www.c64-wiki.de/index.php/Paddles) zu zocken. Wunderbar präzise, schnell und zeitnah ! Wahrlich kein Vergleich zu Joystick oder Tastatur ! Fast wie in der Spielhalle !

Arkanoid : auf dem C64 – Grafik.

Grafisch konnte das Spiel 1987 auf dem C64 durchaus überzeugen. Grafisch waren im Vergleich zum Automaten, welcher aus einer Farbpalette von 512 Tönen schöpfen konnte, zwar minimale Abstriche zu machen. Dennoch wurden alle Spielabschnitte, Animationen und Gegner weitgehend original getreu umgesetzt. Zur damaligen Zeit spielte ich des öfteren beide Versionen (Automat, C64) – allzu große Unterschiede in der grafischen Präsentation konnte ich keine feststellen. Aus heutiger Sicht wirkt die Grafik sicherlich reichlich antiquiert und „retro“ - vor 30 Jahren war sie allerdings durchaus auf der Höhe des Möglichen und der Zeit.


Arkanoid : auf dem C64 – Musik.

Wirklich knorke waren und sind allerdings die Titelmusik und Soundeffekte des Spieles. Was hier der Soundmagier Martin Galway aus dem Sound Chip des Brotkasten herausgeholt hat, ist auch 2016 noch absolut hörenswert ! Hall und Echoeffekte treffen hier auf ein elektronisches Schlagzeug, welches sich mit der Präzision einer Schlagbohrmaschine in die Windungen des Gehirns bohrt. Unglaublich aufpeitschend und motivierend – wer möchte, kann sich diese unter https://www.youtube.com/watch?v=1stW0J7Myew jederzeit durch die Ohren blasen lassen.

Arkanoid : auf dem C64 – Extras.

Die Extras der C64 Umsetzung gleichen 1 zu 1 dem Automaten (S verlangsamt den Ball, P gibt ein Extraleben, B eine Backdoor zum nächsten Level usw). Diese sind hier wie dort durchaus Motivation steigernd in das Spielgeschehen integriert und bei dem teilweise harschen Schwierigkeitsgrad des Breakout Clones vielfach auch bitter notwendig. Arkanoid auf dem C64 ist sehr schnell , durchaus motivierend und zumindest für Gelegenheitsspieler wahrlich nicht einfach.

C64 Arkanoid : anschauen und selbst zocken.

Wer die C64 Umsetzung von Arkanoid einmal im Einsatz sehen möchte, sei auf einen der zahlreichen Longplays bei youtube und Konsorten verwiesen (beispielsweise : https://www.youtube.com/watch?v=HA_Ib8szUDM).
Wer noch einen C64 besitzt und Arkanoid selbst zocken möchte, kann das Spiel auf der Bucht recht regelmäßig als Original in der Preiskategorie +/- 15 Euro erstehen (Quelle : C64 Price Guide unter retrodant.blogspot.de). Dies ist allerdings nur zu empfehlen, wenn man als Steuerungsinstrument Paddles oder eine Maus besitzt.
Natürlich ließe sich das Spiel mittels eines C64 Emulators (beispielsweise Emu64, welcher unter http://www.pcfreunde.de/download/d17054/emu64/ kostenlos heruntergeladen werden kann) auch direkt am heimischen PC zocken. Von einem derartigen Unterfangen würde ich allerdings aus Steuerungsgründen eher Abstand nehmen. Nur mit der PC Tastatur ist Arkanoid zumindest in den höheren Spielabschnitten im Grunde unspielbar !

C64 Arkanoid : zusammenfassende Würdigung.

Arkanoid auf dem C64 ist eigentlich eine nahezu optimale Umsetzung des gleichnamigen Spielautomaten. Eigentlich, den dies trifft nur bei dem Einsatz einer Maus oder von Paddles zu. Mit Joystick oder Tastatur ist das Spiel leider nur sehr schwammig und unpräzise zu steuern.
Die eingängig aufpeitschende Titelmusik von Galway ist auch nach 30 Jahren eine Hausnummer und absolut hörenswert.
Das eigentliche Spielprinzip – Breakout – ist inzwischen natürlich bereits tausendfach rezipiert und findet sich 2016 mannigfach und mehr als ausreichend auf jeder kostenlosen Flash Spiele Seite. So gesehen gibt es zumindest für Otto Normal Spieler natürlich nur wenige Gründe, genau dieses eigentlich sehr spielbare Breakout Spiel auf Biegen und Brechen zu zocken.
Jedem Retro Videospiel Fanatisten sei allerdings durchaus ein Blick auf dieses Stück Software Geschichte empfohlen. Mit Arkanoid wurde das Medium nämlich zum ersten Mal tatsächlich Retro und zitierte und rezipierte ein Stück seiner eigenen Vergangenheit. Und dies bereits im Jahr 1986 – weit vor Retro Videospiel Börsen und Retro Mainstream im Hipster Gewand..
4 von 5 Punkte hat Arkanoid daher allemal verdient....

Samstag, 19. März 2016

C64 Price Guide Update - 20.3.16 -


20.3.2016 : Wieder ein größeres Update des C64 Price Guide.....Inzwischen bereits 1504 Einträge - einige Raritäten hinzugefügt.  Zum Preiskatalog hier klicken

 


Sonntag, 6. März 2016

C64 Price Guide Update Raritäten (6.3.)


6.3.2016 : Neues Update des C64 Price Guide. Viele Raritäten aus dem Rollenspiel und Action Bereich hinzugefügt. Inzwischen bereits 1443 Einträge. Zum Preiskatalog hier klicken