Retrodant.blogspot.com - die 70er - 90er Jahre im Rückblick

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Dienstag, 10. März 2015

C64 All Stars Vol.01 : Pole Position oder das erste 3 D Rennspiel.

Pole Position – 1982 ein technischer Quantensprung.

1982 war ein recht ereignisreiches Jahr. Politisch gesehen war die Ära des ketten rauchenden Bundeskanzlers endgültig vorbei – die langen Jahre der pfälzischen Saumagen Gemütlichkeit begannen. In der Populärmusik dominierten die Wiederholungen der Wiederholungen der neuen deutschen Welle. Langsam hielt in den bundesdeutschen Haushalten der Heimcomputer Einzug. C64, ZX Spectrum, Atari XL waren damals Systeme, welche sich trotz ihrer Anfangs gesalzenen Preise massenhaft verkauften.
In den Spielhallen dominierten damals Arcadespiele, in welchen es weniger auf Glück als mehr auf Können ankam. Einer dieser Automaten war Pole Position des Herstellers Namco,welcher sich bereits für die Entwicklung des Jahrtausend Klassikers Pac Man verantwortlich zeigte.
Pole Position, eine Autorennsimulation, betrat damals sowohl technisch als auch bezüglich der enthaltenen Werbung Neuland.
Technisch,da hier zum ersten Mal in der Videospielgeschichte eine realistische 3D Perspektive gewählt wurde. Es gab zwei verschiedene Automatenversionen . Ein Stand - Alone Gerät, vor welches man sich zum Spielen hinsetzen musste. Und eine verschärfte Version, in welche man sich wie in einen Formel 1 Boliden hineinsetzen konnte. Zwar gab es bei diesem Automaten noch keine Hydraulik – diese hatte erst Out Run ein paar Jahre später zu bieten -, wohl aber bereits ein Bremspedal. Pole Position entwickelte sich Anfang der 80er Jahre zu einem prächtigen Erfolg und wurde 1983 mit dem Titel „Arcade game of the year“ ausgezeichnet.
Das Spiel war das Erste, welches Werbung im Spiel enthielt. Am Straßenrand tauchen hier immer wieder Werbetafeln auf, die Informationen zu tatsächlich existenten Firmen und Produkten enthalten. Pole Position war sozusagen das Eintracht Braunschweig in der Videospielgeschichte.

Pole Position – Spielerisch kein Quantensprung.

Spielerisch bot der Automat nichts wirklich besonderes. Pole Position beteht aus einer einzigen Strecke, dem Fuji Speedway in Japan. Um hier am Hauptrennen teilnehmen zu dürfen, muss der Spieler zuerst die Qualifizierungsrunde in einer bestimmten Zeit schaffen. Das zu steuernde Auto besitzt genau zwei Gänge (Low und High) – wird hier nicht rechtzeitig geschaltet, kann die Qualifizierungsrunde leicht zum nie endenden Alptraum werden. Ab und zu tauchen Hindernisse wie Ölpfützen auf der Strecke auf, welchen der Spieler ausweichen muss. Für jeden Streckenabschnitt hat der Spieler nur eine bestimmte Zeit zur Verfügung. Schafft er es nicht rechtzeitig, zu dem nächsten Streckenposten zu kommen, ist das Spiel vorzeitig zu Ende.
 Pole Position – „3 D“ Spektakel auf dem Brotkasten von Commodore. 

Pole Position wurde damals für alle gängigen Heimcomputer-und Konsolensysteme konvertiert. Die C64 Version kam 1984 heraus. Hier sind zwar alle wesentlichen Elemente des Automaten enthalten; allerdings natürlich in einer arg abgespeckten Version.
Strecke und Autos sind hier grafisch sehr spartanisch gehalten. Abwechslung ist Fehlanzeige; Asphalt, Wiese, Ölflecken und Werbetafeln -auch in der 64er Version ist Fremdwerbung zu sehen- wiederholen sich hier in einer lindenstrassenhaften Regelmäßigkeit. Trotz aller technischen Restriktionen des 8 Bit Commodores sind die enthaltenen Grafikelemente sehr lieblos und mit wenigen Details behaftet ausgearbeitet. Das grafisch auch auf dem C64 mehr möglich ist, zeigen Genreklassiker wie Buggy Boy oder Pitstop 2.
Das 3D Scrolling, welches im rechten Licht betrachtet eigentlich gar keines ist, da hier nur Spites geschickt vergrößert werden, kommt schnell und ruckelfrei zur Geltung. Der Spieler bekommt hier tatsächlich einen Eindruck von Fahrgeschwindigkeit und Formel 1.
Spielerisch macht Pole Position daher trotz seiner grafischen Einfachheit kurzfristig durchaus Spaß.Immer wieder ertappt man sich, noch einmal eine Runde zu spielen. Der eigene Rekord muss ja schließlich noch einmal übertroffen werden.

Pole Position in der C64 Version auf dem heimischen PC.

Wer Pole Position in der C64 Version auf dem heimischen PC probezocken möchte,kann dies unter http://www.lemon64.com/?game_id=1964 gerne kostenlos tun. Auf dieser Seite finden sich noch sehr viele andere 8 Bit Klassiker zum kostenfreien Dowenload.

Pole Position auf dem C64 – Versuch einer Kritik.

Pole Position bekommt wohlwollende 4 von 5 Punkte. Auch für C64 Verhältnisse ist das Spiel nicht gerade ein Höhepunkt hoher Grafikkunst. Der Streckenaufbau ist recht langweilig, das zu steuernde Auto nur mit Mühe als Formel 1 Bolide zu erkennen. Trotz aller Schlichtheit spielt sich das Rennspiel allerdings recht gut, was natürlich auch an seinem flüssigen Pseudo-Scrolling liegt. Dies war damals technisches Neuland – und gerade durch diesen technischen Innovationsschritt hat der betagte Formel 1 Klassiker auf jeden Fall ein „gut“ verdient.

Samstag, 7. März 2015

Pole Position oder die Suche nach der verlorenen Zeit.


Aus dem Kassettenrecorder dröhnt Culture Club mit „Karma Chameleon“, ein gerade noch so promovierter Saumagenfreund hat vor kurzem Helmut Schmid als Bundeskanzler abgelöst. Ich sitze im mit Bravo Postern übertapezierten Zimmer meines Kumpels , der mir mit schwitzigen Händen sein neu erworbenes Videospiel präsentiert. „Wie in echt – richtig 3 D „ murmelt er in seinen noch nicht vorhandenen Bart. Aus dem Lautsprecher des Grundig Fernsehgerätes sind piepsende Autogeräusche zu hören. Die Hintergrundsmusik wechselt von Culture Club zu Spandau Ballet – das nehmen wir aber fast gar nicht mehr wahr, so fasziniert sind wir von der Neuerwerbung meines Kumpels.
Wir schreiben das Jahr 1983 – bei besagter Videospielweltneuheit handelt es sich um Pole Position für das Atari 2600. Das Atari 2600 war die Playstation der frühen 80er Jahre und die erste massenhaft verbreitete Konsole, welche damals in fast jedem Kinderzimmer stand. Technisch mit heutigen Mastäben natürlich überhaupt nicht zu vergleichen, so war der Prozessor beispielsweise gerade einmal mit 1,19 Mhz getaktet. Aber lassen wir die Hardware, welche ich in einem gesonderten Artikel besprechen werde, einmal aussen vor und widmen uns dem eigentlichen Spiel. 


 
Pole Position war die erste Rennsimulation für den Hausgebrauch, welche in dreidimensionaler Grafik daherkam. Entwickelt wurde das Spiel von der Firma Namco, welche sich bereits für den Jahrhunderthit Pac Man verantwortlich zeigte.
Pole Position bestand aus einer einzigen Strecke. Um hier am Hauptrennen teilnehmen zu dürfen, muss der Spieler zuerst die Qualifizierungsrunde in einer bestimmten Zeit schaffen. Das zu steuernde Auto besitzt genau zwei Gänge (Low und High) – wird hier nicht rechtzeitig geschaltet, kann die Qualifizierungsrunde leicht zum nie endenden Alptraum werden. Ab und zu tauchen Hindernisse wie Ölpfützen auf der Strecke auf, welchen der Spieler ausweichen muss.
Pole Position war damals eine Spielautomatenadaption und war bereits 1982 in den noch anders strukturierten Spielhallen (deutlich mehr Arcade und weniger Glücksspiele) zu bewundern. Technisch gesehen, war die Heimversion natürlich etwas abgespeckter, da die Programmierer mit den technischen Restriktionen des Atari 2600 zurande kommen mussten. Auf zoombare Werbetafeln während des Spieles musste in der Heimversion beispielsweise verzichtet werden.
Diese Einschränkungen taten dem Spielspass aber keinen Abbruch – gefühlte 12 Sunden verliess ich damals das Zimmer meines Kumpels. Was für ein Glücksgefühl, als wir endtlich die Qualifizierungsrunde überstanden hatten; wieder und wieder der Versuch, die momentane Rundenbestzeit zu überbieten. Trotz oder gerade wegen seiner technischen Beschränkungen übte das Spiel damals eine ungemeine Faszination aus.
Als ich neulich auf dem Flohmarkt ein Atari 2600 mit 12 Spielen (darunter klar auch Pole Position) sah, ergriff mich sofort ein nostalgisches Gefühl und ich musste zugreifen. Zu Hause angekommen, musste ich die Konsole sofort an den mittlerweile flach und gross gewordenen Fernseher anschliessen. Das erste Spiel , welches ich auszuprobieren beschloss, war natürlich unser Autospiel. Aus dem CD Spieler meiner mitlerweile mit dem Internet verbundenen Stereoanlage trällerte Mrs. Greenbird. Da mein Kumpel mitlerweile in Hamburg wohnt, musste ich 30 Jahre später die Qualifizierungsrunde alleine schaffen. 
 
Was dann nach einer halben Stunde auch der Fall war. Kaum beschreibbar, wie sich Videospiele seit den 80er Jahren doch verändert haben. Wo heutige Rennspiele kaum mehr von Fernsehübertragungen zu unterscheiden sind, war damals vor lauter Pixeln das zu steuernde Auto kaum zu erkennen. Während 2013 ein durchschnittliches Playstation Rennspiel mehr Rennsstrecken als in der Realität vorhanden darbietet – bei Pole Position eine einzige. Und trotz oder gerade wegen seiner technischen Restriktionen bietet Pole Position auch 2013 noch eine Menge Spielspass. Wer also noch ein Atari 2600 sein Eigen nennt, sollte das Spiel unbedingt einmal ausprobieren (bei der Bucht oder Amazon für ein paar Euro zu haben). Günstiger ist eine Zeitreise in das Jahr 1983 kaum zu bekommen....

Links zum Artikel:



ATARI 2600 Konsole (Erstausführung) mit Holz-Design