Aus
dem Kassettenrecorder dröhnt Culture Club mit „Karma Chameleon“,
ein gerade noch so promovierter Saumagenfreund hat vor kurzem Helmut
Schmid als Bundeskanzler abgelöst. Ich sitze im mit Bravo Postern
übertapezierten Zimmer meines Kumpels , der mir mit schwitzigen
Händen sein neu erworbenes Videospiel präsentiert. „Wie in echt –
richtig 3 D „ murmelt er in seinen noch nicht vorhandenen Bart. Aus
dem Lautsprecher des Grundig Fernsehgerätes sind piepsende
Autogeräusche zu hören. Die Hintergrundsmusik wechselt von Culture
Club zu Spandau Ballet – das nehmen wir aber fast gar nicht mehr
wahr, so fasziniert sind wir von der Neuerwerbung meines Kumpels.
Wir
schreiben das Jahr 1983 – bei besagter Videospielweltneuheit
handelt es sich um Pole Position für das Atari 2600. Das Atari 2600
war die Playstation der frühen 80er Jahre und die erste massenhaft
verbreitete Konsole, welche damals in fast jedem Kinderzimmer stand.
Technisch mit heutigen Mastäben natürlich überhaupt nicht zu
vergleichen, so war der Prozessor beispielsweise gerade einmal mit
1,19 Mhz getaktet. Aber lassen wir die Hardware, welche ich in einem
gesonderten Artikel besprechen werde, einmal aussen vor und widmen
uns dem eigentlichen Spiel.
Pole
Position war die erste Rennsimulation für den Hausgebrauch, welche
in dreidimensionaler Grafik daherkam. Entwickelt wurde das Spiel von
der Firma Namco, welche sich bereits für den Jahrhunderthit Pac Man
verantwortlich zeigte.
Pole
Position bestand aus einer einzigen Strecke. Um hier am Hauptrennen
teilnehmen zu dürfen, muss der Spieler zuerst die
Qualifizierungsrunde in einer bestimmten Zeit schaffen. Das zu
steuernde Auto besitzt genau zwei Gänge (Low und High) – wird hier
nicht rechtzeitig geschaltet, kann die Qualifizierungsrunde leicht
zum nie endenden Alptraum werden. Ab und zu tauchen Hindernisse wie
Ölpfützen auf der Strecke auf, welchen der Spieler ausweichen muss.
Pole
Position war damals eine Spielautomatenadaption und war bereits 1982
in den noch anders strukturierten Spielhallen (deutlich mehr Arcade
und weniger Glücksspiele) zu bewundern. Technisch gesehen, war die
Heimversion natürlich etwas abgespeckter, da die Programmierer mit
den technischen Restriktionen des Atari 2600 zurande kommen mussten.
Auf zoombare Werbetafeln während des Spieles musste in der
Heimversion beispielsweise verzichtet werden.
Diese
Einschränkungen taten dem Spielspass aber keinen Abbruch –
gefühlte 12 Sunden verliess ich damals das Zimmer meines Kumpels.
Was für ein Glücksgefühl, als wir endtlich die
Qualifizierungsrunde überstanden hatten; wieder und wieder der
Versuch, die momentane Rundenbestzeit zu überbieten. Trotz oder
gerade wegen seiner technischen Beschränkungen übte das Spiel
damals eine ungemeine Faszination aus.
Als
ich neulich auf dem Flohmarkt ein Atari 2600 mit 12 Spielen (darunter
klar auch Pole Position) sah, ergriff mich sofort ein nostalgisches
Gefühl und ich musste zugreifen. Zu Hause angekommen, musste ich die
Konsole sofort an den mittlerweile flach und gross gewordenen
Fernseher anschliessen. Das erste Spiel , welches ich auszuprobieren
beschloss, war natürlich unser Autospiel. Aus dem CD Spieler meiner
mitlerweile mit dem Internet verbundenen Stereoanlage trällerte Mrs.
Greenbird. Da mein Kumpel mitlerweile in Hamburg wohnt, musste ich 30
Jahre später die Qualifizierungsrunde alleine schaffen.
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