Pong : Spielhalle, Gottschalk und
Telespiele.
Die Frühgeschichte
der Computerspiele ist zweifelsohne mit den Titeln Pong und
Breakout auf das engste verknüpft.
Pong von
dem Hersteller Atari entwickelt eroberte bereits in grauer Vorzeit –
wir schreiben das Jahr 1972 - recht erfolgreich die damaligen
Spielhallen. Zwei Spieler konnten sich hier gleichzeitig in einer Art
von virtuellem Tischtennis messen. Bezüglich der grafischen
Darstellung des Automaten galt es damals vor allem Minimalismus zu
bestaunen. Der Ball besteht aus einem simplen weißen Punkt, welcher
sich auf einem lediglich 13 Zoll großen Monitor recht stupide hin-
und her bewegt. Auch die eigentlichen Schläger sind grafisch nur
angedeutet : jeder der beiden Spieler steuert einen senkrechten
Strich , welcher sich mittels eines Drehknopfes – heute würde man
die Steuerung wohl Paddle nennen – nach unten und oben verschieben
lässt. Sobald es der Ball geschafft hat, am eigenen Schläger
vorbeizukommen, erhält der Gegner einen Punkt.
Trotz oder gerade
wegen seines recht einfach gehaltenen Spielprinzipes entwickelte sich
der Pong Spielautomat für Atari in den 70er Jahren zu einem
beachtlichen finanziellen Erfolg – insgesamt wurden weit über 8000
der Groschengräber verkauft. Hieran hatte zumindest im
deutschsprachigen Raum der junge Thomas Gottschalk einen nicht ganz
unwichtigen Anteil. Leser der Generation 50+ werden sich eventuell
noch an dessen ab 1977 ausgestrahlte Sendung Telespiele
erinnern, bei welcher die Zuschauer unter anderem per Lautstärke am
Telefon einen Pong Schläger – je lauter das Gekreische, desto
höher stieg der Schläger - steuern konnten. Wer derartiges Treiben
einmal mit eigenen Augen verfolgen möchte, kann dies unter
https://www.youtube.com/watch?v=hyrUMvTgSgE
jederzeit und wahrscheinlich mit einem gewissen Anflug von
ungläubigem Staunen tun. Pong war damals in aller Munde und aus der
öffentlichen Wahrnehmung kaum mehr wegzudenken. Kaum ein Kaufhaus
ohne Pong Automat ; auf den Pausenhöfen unserer RAF geschüttelten
Republik war der Atari Automat regelmäßiger und dauerhafter Gast in
den Top 10 der knorken Gesprächsthemen.
Breakout : Spielhalle, Wozniak und
gesparte Produktionskosten.
Mit Pong eroberten
die Videospiele zum ersten Mal den Massenmarkt. Wenig verwunderlich,
das Atari diesen Erfolg weiter ausbauen wollte und im Jahr 1976 eine
Art Solospieler Pong auf den Spielautomaten Markt warf.
In diesem wohl
jedem Videospiel interessierten wohlbekanntem Automaten namens
Breakout – kaum ein noch so exotisches Computersystem ohne
eigene Variante dieses All Time Klassikers - gilt es, mittels eines
am unteren Bildschirmrand befindenden Schlägers den Ball so zu
lenken, das dieser im oberen Bildschirm Drittel befindende
Mauersteine trifft und hiermit zum Verschwinden bringt. Sind alle
Mauersteine abgeräumt, geht es dann in den nächsten Spielabschnitt.
Auch Breakout kam damals grafisch und spielerisch in sehr
minimalistischen Gewand in die Spielhallen. Schläger, Ball und
Mauersteine bestanden lediglich aus einer einfachsten Strichgrafik in
schwarz weiß – die Illusion von Farbe wird dem Spieler mittels
Overlay Folien lediglich vorgegaukelt . Sound Effekte oder gar
musikalische Untermalung suchte man vergeblich. Wer sich ein Bild von
der grafischen Präsentation des Freunden überteuerter Äpfel nicht
ganz unbekannten Steve Wozniak entwickelten Automaten machen möchte,
bitte : https://www.youtube.com/watch?v=hW7Sg5pXAok
.
Da der Breakout
Automat dank der Entwicklungskunst von Wozniak im Vergleich zu Pong
mit einer deutlich geringeren Anzahl von Bauelementen – Chips,
Schaltkreise und dergleichen waren damals noch richtig teuer - zu
verwirklichen war, gelang es Atari , die Produktionskosten des
Endproduktes deutlich zu minimieren. Breakout verkaufte sich trotz
seiner spielerischen Bescheidenheit – motivierende Extras fehlten
beispielsweise gänzlich - noch einmal besser als Pong; mehr als
15000 Automaten fanden in den 70er Jahren ihren Weg in Kneipen,
Spielhallen oder Kaufhäuser.
80er Jahre : Heimcomputer erobern
die heimische Lebenswelt.
Spätestens Anfang
der 80er Jahre gerieten Pong, Breakout und Konsorten zunehmend in
Vergessenheit. Heimcomputer Systeme wie der C64, Sinclair
Spectrum oder Schneider CPC kolonisierten zunehmend die
Kinder- und Wohnzimmer einer immer globaler agierenden Welt. Trotz
deren aus heutiger Sicht putzig anmutenden grafischen Fähigkeiten –
im Falle des C64 von Commodore beispielsweise konnten bestenfalls 16
Farben bei 320 x 200 Bildpunkten gleichzeitig dargestellt werden –
waren die mit 8 Bit getakteten heimischen Rechenknechte den
Spielautomaten der 70er Jahre technisch zumeist meilenweit überlegen.
Selbst aus der Sicht von 1982 – Commodores Brotkasten erblickte das
Licht der Sau Magen regierten Republik - erschien die grafisch
triste und spielerisch eindimensionale Präsentation von Breakout und
co als veraltetes Relikt einer abgeschlossenen Epoche.
Wer auf seinem
Brotkasten komplexe Rollenspiele wie Ultima oder für damalige
Verhältnisse realistische Ballereien wie Raid over Moscow spielen
konnte, der musste eine Partie Breakout als unknorke Verschwendung
von Lebenszeit betrachten ! Ähnliches galt für die damals noch sehr
Arcade lastigen – reine Glücksspiele zumeist nur sehr begrenzt und
in einem separat zugänglichen Nebenraum - Spielhallen. Auch hier
wurden die Automaten technisch (Out Run etc) und spielerisch immer
aufwändiger.
Arkanoid : Retro Tendenzen in der
Spielhalle.
Bereits damals war
die Entwicklung von Videospielen samt ihren verschiedenen Genres
allerdings und logischerweise keine stetig voranschreitende
Innovationsgeschichte und Neuerscheinungen setzten sich oftmals aus
Variationen von altbekanntem zusammen.
Bereits Mitte der
80er Jahre war jedes Spiele Genre (Sport-, Rollen-, Ballerspiel etc)
in seiner Entwicklung in Anbetracht der vorherrschenden technischen
Restriktionen nämlich funktional weitgehend ausdifferenziert und
abgeschlossen.
In einer
derartigen Situation besinnt man sich gerne auf die oftmals als
glorreich idealisierte Vergangenheit.
So damals auch die
Firma Taito, welche sich an den bereits 10 Jahre
zurückliegenden Erfolg des Atari Breakout Automaten erinnerte. Und
1986 tatsächlich den Mut besaß, mit Arkanoid eine
aufgemotzte Breakout Variante in die Spielhallen zu bringen !
Mut ist in diesem
Zusammenhang durchaus der passende Begriff, den anders als in unseren
Tagen, wo Retro bei Videospielen seit Jahren schon zum hipen Hipster
Lebensstil gehört und eigentlich längst im Pop kulturellen
Mainstream angelangt ist, kam das bewusste Ausschlachten der
Vergangenheit damals zumeist einem Offenbarungseid nahe. Die 80er
Jahre waren in ihrer Entwicklungslogik primär auf Fortschritt und
Neu(!)entwicklungen gebürstet - neue Spielideen braucht das Land. In
der damaligen Fachpresse wurde dem Arkanoid Automaten folglich keine
große Zukunft prognostiziert.
Wie man sich irren
kann – Arkanoid entwickelte sich trotz oder gerade wegen
seiner Besinnung auf die Vergangenheit im Jahr 1986 zu einem der
wirtschaftlich erfolgreichsten Automaten.
Wenn man so
möchte, hat Taito damals das Genre des Retro Spiels in das Leben
gerufen. Das Vorgehen ist hierbei seit 30 Jahren ähnlich geblieben :
man erinnert sich ein in der Vergangenheit erfolgreiches Spielprinzip
und modifiziert es zeitgemäß.
Das grundsätzliche
Breakout Spielprinzip blieb bei Arkanoid zwar weitgehend
erhalten. Auch hier gilt es , mittels eines vorzüglich zu steuernden
Paddels einen umher springenden Ball dazu zu bringen, farbige Steine
aus einem Block zu schlagen. Allerdings in einer grafisch und
spielerisch doch beachtlich aufgemotzten Art und Weise ! Die
insgesamt 33 Spielabschnitte strotzen gerade zu vor Extras und
grafisch liebevoller Präsentation. Mit einem 3D Schatten
ausgestattet, wirken die Spielsteine fast, als ob sie über dem
Bildschirm schweben würden. Die Hintergründe der Spielabschnitte
sind mit farbigen und teilweise animierten Mustern versehen. Schläger
und Ball sind bei Arkanoid klar und recht detailiert als solche
erkennbar. Grafisch wahrlich kein Vergleich mit dem Atari Breakout
von 1976 ! Und auch spielerisch hat sich einiges getan – zahlreiche
Extras (7 an der Zahl) versüßen dem geneigten Spieler das
Steine zerklopfen. Diese verbergen sich in Form von Buchstaben hinter
den zu zerstörenden Spielsteinen und bringen durchaus etwas Taktik
und Adrenalin in das Spielgeschehen. Nicht alle Extras bringen
nämlich tatsächliche Verbesserungen mit sich; ein D spaltet
beispielsweise den Ball in drei kleinere auf, welche sich mit
irrwitziger Geschwindigkeit und nur schwer steuerbar über das
Spielfeld bewegen.
Natürlich bietet
der Arkanoid Automat auch einen 2 Spieler Modus; gespielt wird hier
in abwechselnden Runden.
Der
wirtschaftliche Erfolg des Automaten schrie damals natürlich
förmlich nach einer Umsetzung für die damals verbreiteten
Heimcomputer Systeme. Diese ließ nicht lange auf sich warten und
erfolgte im Fall des C64 1987 durch das Label Imagine.
Da ich das Spiel
damals aus diversen Taschengeld verzehrenden Spielhallen Aufenthalten
bereits kannte und trotz anfänglicher Skepsis – Asbach uralt -
durchaus lieben gelernt – dieses Mal schaffe ich das Level -
hatte, war ich natürlich gespannt, wie gekonnt der Automat den auf
meinen Brotkasten umgesetzt wurde.
Aufgrund anderer
Priorität Setzung meines Taschengeldes – ich sparte damals auf
einen Amiga Computer – griff ich zum Testen des Spieles allerdings
zu einer auf dem Schulhof umher gehenden Raubkopie. Zumindest aus
damaliger Perspektive erschienen mir die 39,90 DM, welche das
original Arkanoid Spiel auf Kassette – ja, Kassetten fungierten
damals tatsächlich als Datenträger - kosten sollte, sowieso als
deutlich zu teuer.
Arkanoid : auf dem C64 –
Steuerung.
Obwohl damals
Mäuse als Steuerungsinstrument für den Brotkasten bereits
erhältlich waren, verfügte ich damals lediglich über einen
Joystick – Competition Pro ; wer hätte anderes erwartet - zum
Spiele steuern.
Ein kleines, aber
nicht unwichtiges Detail. Obwohl bereits fast 30 Jahre her, erinnere
ich mich noch recht genau daran, das die Arkanoid Umsetzung von
Imagine mittels eines herkömmlichen Freudenknüppels gerade in den
höheren Spielabschnitten nur sehr schwer und reichlich unpräzise
steuerbar ist. Gerade in Situationen, wenn der Ball bereits recht
schnell geworden ist, reagierte der Schläger fast immer den
berühmten Tick zu spät. Mitunter fast unspielbar ! Sehr
frustrierend, wenn man die sehr präzise Rotations Steuerung des
Automaten als Vergleich nimmt.
Eine Steuerung per
Tastatur ist bei Arkanoid auf dem C64 zwar gleichfalls möglich.
Diese brachte aber ein ähnlich unbefriedigendes Steuerungserlebnis –
viel zu langsam - als mit dem Joystick.
Ich wollte 1987
Arkanoid bereits in meiner Disketten Box verstauben lassen, als ich
bei einem wohlhabenden Bonzen Freund aus gutem Haus und entsprechend
ausgestattetem Hardware Park das Vergnügen hatte, den Breakout Clone
per Paddle (wer sich über dieses Eingabegerät informieren möchte,
bitte : https://www.c64-wiki.de/index.php/Paddles)
zu zocken. Wunderbar präzise, schnell und zeitnah ! Wahrlich kein
Vergleich zu Joystick oder Tastatur ! Fast wie in der Spielhalle !
Arkanoid : auf dem C64 – Grafik.
Grafisch konnte
das Spiel 1987 auf dem C64 durchaus überzeugen. Grafisch waren im
Vergleich zum Automaten, welcher aus einer Farbpalette von 512 Tönen
schöpfen konnte, zwar minimale Abstriche zu machen. Dennoch wurden
alle Spielabschnitte, Animationen und Gegner weitgehend original
getreu umgesetzt. Zur damaligen Zeit spielte ich des öfteren beide
Versionen (Automat, C64) – allzu große Unterschiede in der
grafischen Präsentation konnte ich keine feststellen. Aus heutiger
Sicht wirkt die Grafik sicherlich reichlich antiquiert und „retro“
- vor 30 Jahren war sie allerdings durchaus auf der Höhe des
Möglichen und der Zeit.
Arkanoid : auf dem C64 – Musik.
Wirklich knorke
waren und sind allerdings die Titelmusik und Soundeffekte des
Spieles. Was hier der Soundmagier Martin Galway aus dem Sound Chip
des Brotkasten herausgeholt hat, ist auch 2016 noch absolut
hörenswert ! Hall und Echoeffekte treffen hier auf ein
elektronisches Schlagzeug, welches sich mit der Präzision einer
Schlagbohrmaschine in die Windungen des Gehirns bohrt. Unglaublich
aufpeitschend und motivierend – wer möchte, kann sich diese unter
https://www.youtube.com/watch?v=1stW0J7Myew
jederzeit durch die Ohren blasen lassen.
Arkanoid : auf dem C64 – Extras.
Die Extras der C64
Umsetzung gleichen 1 zu 1 dem Automaten (S verlangsamt den Ball, P
gibt ein Extraleben, B eine Backdoor zum nächsten Level usw). Diese
sind hier wie dort durchaus Motivation steigernd in das
Spielgeschehen integriert und bei dem teilweise harschen
Schwierigkeitsgrad des Breakout Clones vielfach auch bitter
notwendig. Arkanoid auf dem C64 ist sehr schnell , durchaus
motivierend und zumindest für Gelegenheitsspieler wahrlich nicht
einfach.
C64 Arkanoid : anschauen und selbst
zocken.
Wer die C64
Umsetzung von Arkanoid einmal im Einsatz sehen möchte, sei auf einen
der zahlreichen Longplays bei youtube und Konsorten verwiesen
(beispielsweise : https://www.youtube.com/watch?v=HA_Ib8szUDM).
Wer noch einen C64
besitzt und Arkanoid selbst zocken möchte, kann das Spiel auf der
Bucht recht regelmäßig als Original in der Preiskategorie +/- 15
Euro erstehen (Quelle : C64 Price Guide unter retrodant.blogspot.de).
Dies ist allerdings nur zu empfehlen, wenn man als
Steuerungsinstrument Paddles oder eine Maus besitzt.
Natürlich
ließe sich das Spiel mittels eines C64 Emulators (beispielsweise
Emu64, welcher unter http://www.pcfreunde.de/download/d17054/emu64/
kostenlos heruntergeladen werden kann)
auch direkt am heimischen PC zocken. Von einem derartigen Unterfangen
würde ich allerdings aus Steuerungsgründen eher Abstand nehmen. Nur
mit der PC Tastatur ist Arkanoid zumindest in den höheren
Spielabschnitten im Grunde unspielbar !
C64 Arkanoid : zusammenfassende
Würdigung.
Arkanoid
auf dem C64 ist eigentlich eine nahezu optimale Umsetzung des
gleichnamigen Spielautomaten. Eigentlich, den dies trifft nur bei dem
Einsatz einer Maus oder von Paddles zu. Mit Joystick oder Tastatur
ist das Spiel leider nur sehr schwammig und unpräzise zu steuern.
Die
eingängig aufpeitschende Titelmusik von Galway ist auch nach 30
Jahren eine Hausnummer und absolut hörenswert.
Das
eigentliche Spielprinzip – Breakout – ist inzwischen natürlich
bereits tausendfach rezipiert und findet sich 2016 mannigfach und
mehr als ausreichend auf jeder kostenlosen Flash Spiele Seite. So
gesehen gibt es zumindest für Otto Normal Spieler natürlich nur
wenige Gründe, genau dieses eigentlich sehr spielbare Breakout Spiel
auf Biegen und Brechen zu zocken.
Jedem
Retro Videospiel Fanatisten sei allerdings durchaus ein Blick auf
dieses Stück Software Geschichte empfohlen. Mit Arkanoid wurde das
Medium nämlich zum ersten Mal tatsächlich Retro und zitierte und
rezipierte ein Stück seiner eigenen Vergangenheit. Und dies bereits
im Jahr 1986 – weit vor Retro Videospiel Börsen und Retro
Mainstream im Hipster Gewand..
4 von 5 Punkte hat Arkanoid daher
allemal verdient....
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